Der Dokumentarfilm Konsequent Inkonsequent – Der Maler Franz Radziwill (1995) lädt dazu ein, Radziwill in zahlreichen Interviews aus Sicht der ihm nahestehenden Menschen kennenzulernen. Dabei bleiben die Widersprüche in ihrer jeweiligen Wahrnehmung bestehen. Der rote Faden in Radziwills Biografie sind seine Bilder. Von sich selbst sagte er: „Was mich zutiefst berührt hat, beglückt oder erschüttert, ist in meinen Bildern zu sehen, ich habe es mir von der Seele gemalt…“
Seit dem Auftauchen eines nicht autorisierten Interviews mit dem Maler aus dem Jahr vor seinem Tod, das 2023 im bildgewaltigen Theaterstück des Oldenburgischen Staatstheaters Radziwill oder der Riss durch die Zeit thematisiert wurde, ist wieder die Frage aufgekommen: Wie stand Franz Radziwill zum Nationalsozialismus?
1933 trat Radziwill in die NSDAP ein und erhielt an der Kunstakademie Düsseldorf eine außerordentliche Professur für Malerei. 1935 wurde er nach der Entdeckung früher Werke und wegen fehlenden Engagements im Sinne nationalsozialistischer Kunstpolitik wieder entlassen. Zudem waren NS-Studenten in sein Düsseldorfer Atelier eingebrochen und hatten die dort entstandenen Bilder als Beweis für seine fehlende Linientreue fotografiert. Denunziatorische Schreiben von Kollegen und Kunstkritikern führten trotz Radziwills Protest zum endgültigen Rauswurf.
1937 prangte das Porträt, das Otto Dix 1928 in Dresden von ihm gemalt hatte, an der Stirnwand der berüchtigten Münchner Ausstellung „Entartete Kunst“ mit der Unterschrift: „Kulturbolschewist Radziwill, wie kann man sich so malen lassen?“ Über 50 seiner Arbeiten wurden beschlagnahmt und zum Teil vernichtet. Jedoch wurde Radziwill auf Betreiben des Oldenburger Gauleiters Carl Röver rehabilitiert und Kulturbeauftragter der Dangaster Ortsgruppe der NSDAP, woraufhin er Ausstellungsbesuche und Lesungen klassischer Autoren organisierte.
Seit 1937 stand er in Kontakt mit regionalen Vertretern der Bekennenden Kirche, die sich zu Versammlungen in seinem Dangaster Atelier trafen. Ab 1938 hatte er Ausstellungsverbot für Einzelausstellungen.
Der Film Konsequent Inkonsequent – Der Maler Franz Radziwill beleuchtet das gesamte Leben des Künstlers und lässt auch die NS-Zeit nicht aus.
Ort: Franz Radziwill Haus
Teilnahme: 12 Euro inkl. Ausstellungsbesuch | Schüler/Studierende 10 EuroDie Veranstaltung findet im oberen Atelier des Künstlerhauses statt. Wegen des begrenzten Platzangebotes bitten wir um telefonische Voranmeldung unter 04451/2777 zu den Öffnungszeiten des Künstlerhauses.