Öffentliche Sonntagsführung durch die Ausstellung Himmel und Erde. Radziwills Landschaften
Sonntag, 01. Juni 2025, 11.30 Uhr
Eintritt: 9 €, Schüler/Studenten 6 €

Schneeglöckchen, 1942

 

Prof. Volker Schönwart schreibt zum Schneeglöckchen, 1942

Auf den ersten Blick erscheint dieses Gemälde als klar und einfach. Wo ist hier das Magische im Realismus?
Es sind keine für Franz Radziwill so typischen Himmelserscheinungen zu sehen! Für mich entwickelt dieses Bild seine Magie bei genauem Hinsehen. Es steht in einer langen Tradition von Naturbeobachtungen, beispielsweise von Albrecht Dürers berühmter Naturstudie „Das große Rasenstück“ von 1503. Dort überwiegt jedoch der für die Renaissance typische Wunsch nach Erkenntnis und dem Zeigen des Erkannten. Den Hintergrund hat Dürer hier folgerichtig neutral gehalten.
In Radziwills „Schneeglöckchen“ zeigt der Himmel eine Stimmung von Dämmerung und Zwielicht. Die Atmosphäre ist bedrückend. Statt einer Fülle sommerlicher Pflanzen malt Radziwill die nackten, schwarzen Zweige eines Bäumchens und ein Büschel Schneeglöckchen. An den tot erscheinenden Zweigen sind Knospen zu erkennen. Auch die Schneeglöckchen künden das Ende des Winters an. Gemalt hat Franz Radziwill diese Landschaft en miniature 1942, vermutlich im Winter. Das Desaster der Schlacht um Stalingrad nähert sich dem Ende. Ist es bloß das Ende dieses Winters, das Franz Radziwill ersehnt?
Oder sehen wir ein Zeichen der Hoffnung auf bessere Zeiten, auf Frieden und das Ende von Krieg und Diktatur?

 Das Werk wird in der aktuellen Ausstellung „Himmel und Erde“ präsentiert.

Radziwill-Kenner Karl-Heinz Martinß wird in seiner Führung am Sonntag, den 01. Juni 25 um 11:30 Uhr im Franz Radziwill Haus besonders auf dieses Bild des Monats eingehen.

Über Ihren Besuch freuen wir uns.