wir freuen uns, Ihnen unser Bild des Monats Juni zu präsentieren:

Franz Radziwill
„Dangast vom Meere aus“, 1924

Dangast am Jadebusen: Dieser kleine Ort mit seiner Landschaft hat den Städter Franz Radziwill stark beeindruckt. Immer wieder malte er ihn deshalb in seinen Bildern. Bei diesem großen Gemälde wählte er dafür eine ungewöhnliche Perspektive: Vom Wasser aus schauen wir auf die Küste, wo zwei vereinzelte Frauen den Blick erwidern. Wie heimkehrende Fischer blicken wir also auf den Ort. Radziwill selbst kam die Bildidee bei einer Kajakfahrt. Was er am Ufer sah, hielt er mit großer Liebe zum Detail fest – und nicht mehr mit der beschwingten Intensität des Expressionismus. Gut erkennbar ist die Steinmauer entlang der Kurhauspromenade, die Kurhausklause und das Kurhaus mit den hohen Rundbogenfenstern. Aber Radziwills Schilderung weicht auch entschieden von der Realität des Flachlands ab:  In seinem Bild erfindet er einen bewaldeten Berg hinzu, der sich hinter den Häusern auftürmt. Unter dem nachtschwarzen Himmel enden die Bäume wie Flammen in bunten Wipfeln, die in grünen, gelben, orangen und schwarzen Farben flackern, mittendrin strahlt auch ein leuchtender weiß-gelber Fleck, als ob der Berg von innen heraus leuchten würde. Indem Radziwill solche Elemente der Natur ergänzt, verleiht er dem realen Ort eine besondere Dramatik.

Sowohl die Genauigkeit seiner Schilderung als auch seine Inszenierung führte Radziwill auf seinen Seheindruck bei der Kajakfahrt zurück. Davon berichtete er: „Wie ein Dom standen die Bäume des Parks am Ufer, in dem die Gebäude lagen, klar, wenn auch überschattet, dennoch sah man jedes Fenster.“

Wenn dieses Bild am 12. August, dem 40. Todestag von Franz Radziwill, gedreht wird, kommt die frühere Bemalung der anderen Seite der Leinwand zum Vorschein: „Zwei Männer und eine Frau in einer Loge“ von 1923 – ein Gemälde, das seine Eindrücke vom Berliner Kulturleben spiegelt. Während Radziwill in beiden Bildern mit der Wirkung des Lichts experimentiert, sind sie stilistisch denkbar unterschiedlich.

Das verdeutlicht Marie Charlott Proll bei ihrer Führung durch die Ausstellung.

Wir freuen uns auf Ihren Besuch!